Duckdalben, das sind tief in den Schlick gerammten Holzpfähle zum Festmachen der Schiffe, am Rande des Hamburger Hafens und DUCKDALBEN - „international seamen ́s club“, das gelebte Willkommen. So blinkt es in Leuchtschrift über dem Eingang. Jan Oltmanns, der Gründer des Seemannclubs, nimmt sich Zeit für ein Gespräch. Wir sind sofort per Du. Alle sind per Du. Jan sagt:“Wir sehen die Seefahrer als Freunde, darum Du und die Vornamen. Sie sind für uns alle da. Unsere Freundschaft und die Dankbarkeit ist mehr als verdient. Da ist der Geist des Hauses.“
Den hat sich das Clubteam auch mit dem Führungswechsel bewahrt. Sören Wichmann, seit acht Jahren schon bei der Deutschen Seemannsmission, hat sich sein Studium bei den Festmachern verdient und ist ein würdiger Nachfolger Jan Oltmanns.
Die Hafenwelt ist eine Welt für sich. Die Deutsche Seemannsmission e.V. ist mit ihrer „Aufsuchenden Betreuung“ tief in das Hafennetzwerk verknüpft. Für die Seeleute ist das wichtig. Wenn ein Schiff ihre Besatzung nicht auf Landgang lässt und nicht mal ein Wachmann oder ein Pförtner ansprechbar ist, ein Tür zu öffnen, dann ist das ein Grund dafür, die Wasserschutzpolizei zu rufen, den Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen. Überhaupt, haben sich durch die gebrochenen Lieferketten die Liegezeiten der Schiffe erheblich verlängert. Die Terminals platzen aus allen Nähten. Jan schätzt, dass immer noch ein Drittel der Mannschaft nicht von Bord darf. Doch haben die meisten Reedereien mittlerweile für ein gutes W-lan an Bord gesorgt. Immerhin. Das unterstützt die Seefahrer, den Kontakt zur Familie zu halten. Doch bleibt die Enge an Bord. Die Menschen brauchen ihren wohlverdienten Landgang. Duckdalben hat die Inspektoren der Schiffsunternehmen eingeladen, sich Vorort von der Umsetzung ihres Hygienekonzepts zu überzeugen. Zudem hat der Seemannsclub einen Bring- und Abholservice eingerichtet. Die Bedürfnisse der Seeleute, was sie in Hamburg tun möchten, sind unterschiedlich. Vom Besuch beim Miniatur-Wunderland, über den, bei Saturn, hin zur „cozy-mall“ Mercado in Altona oder auf St. Pauli. Doch zunächst geht es zu den Duckdalben. In der durchschnittlichen Verweildauer von drei Stunden kommen die Leute erstmal runter. Zunächst werden Dollars in Euro gewechselt.
Als nächstes mit einem schönen, kühlen Blonden oder einem richtig guten Kaffee, in einem schattigen Plätzchen unter dem Baum, dem Schirm, beim Boot oder im Strandkorb, ein bisschen tippen, ein bisschen nicken. Dafür eignet sich besonders die Hollywoodschaukel.
Das Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen erkundigt sich nach dem Befinden der Seeleute, laden ein zum Gespräch.
Das Angebot beim Seemannsclub ist richtig gut. Im Gebäude wird geimpft, Billard gespielt und dem Karaoke gefrönt. Seeleute lieben Musik. Auch die Gitarren und das Piano in der Kirche werden oft und gerne genutzt. Das Foyer ist ein Sammelsurium aus Kiosk und Unbezahlbarem. Kunsthandwerke aus Seemannshand, Nationalflaggen und Fotos der Vereinsförderer schmücken die Wände. An der Decke hängt ein Rettungsring neben dem anderen. Eine schmale Treppe dreht sich nach oben, zu den „gesüdeten“ Karten und bunten Drucken. Hinter der Tür wartet das Kleinod der Duckdalben, der multi-religiöse Raum. Liebevoll gestaltete Altäre für alle, die hier eine Heimat finden. Welche Abbildung auch immer, auch die, die vermieden wird, hat hier ihren Platz. Eine Kerze anzuzünden, ein Räucherstäbchen, etwas Geld zu opfern, ein Gebet zu sprechen - in aller Ruhe, das ist Balsam für die Seele. Erfrischt steigt man die Treppe wieder herab.
Noch ein Besuch beim Kiosk, ein, zwei oder drei Tafeln Schokolade, eine Erinnerungsstück von dem entspannenden Aufenthalt und ein paar wichtigen Informationen, geht es nun Richtung Innenstadt weiter.
Ich verabschiede mich von Jan, einigen Teammitgliedern, dem Getränkelieferanten Emin und einem sehr schönen Ort, in einer ansonsten geteerten und durchmechanisierten Umgebung. Rund 1000 Meter sind es bis zur Anlegestelle Waltershof. LKW donnern vorbei. Kräne ragen ins Himmelblau. Ein rotweißer Kahn bahnt sich mit seinen beiden Lotsenbooten den Weg. Imposant und doch abgewandt. Der Frachter ist riesengroß. Die Menschen darauf unsichtbar.
Aber ich habe ein paar von ihnen gesehen. Sie haben gegessen, getrunken, gelächelt und sogar gelacht. Ich habe allerdings kein Wort verstanden. Jan sagte, dass er seinen englischen Wortschatz auch in seiner langen Dienstzeit nicht erheblich vergrößert hat. Er würde die Sprache des Herzens sprechen, sagt er, und die werde verstanden. Da pflichte ich ihm bei und nehme das gerne mit.
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